Es begann, als sich im Jahre 2003 zwei reifere Herren aus Wittenberg und Magdeburg über die Möglichkeit einer gemeinsamen Geschwaderfahrt – auch angeregt durch die Langstreckenfahrt der Dresdner Segler nach Hamburg – zunächst völlig unverbindlich austauschten. Das Ganze sollte nicht mehr als ein Wochenende in Anspruch nehmen. Nun kann man auf der Elbe zu Tal an einem Tag gut 50 km bewältigen. So bot sich eine Fahrt in zwei Etappen an: sonnabends von Wittenberg bis Dessau, von dort am Sonntag weiter bis Magdeburg. Schnell wurde der Name gefunden: Drei-Städte-Fahrt. Der Vorsitzende des Landesverbandes, dem diese Idee vorgetragen wurde, zierte sich überhaupt nicht. Ohne Zögern brachte er sich – auch und gerade vor dem Hintergrund seines Amtes – von Anfang an aktiv in die konkrete Vorbereitung ein. Insofern ist es richtig, von den drei „Gründungsvätern“ der Drei-Städte-Fahrt zu sprechen.
Zunächst wurde vorgesehen, die Fahrt alle zwei Jahre zu veranstalten. ABER: Als die erste Fahrt 2004 in Magdeburg zu Ende ging, waren sich die Teilnehmer einig: „Im nächsten Jahr sind wir wieder dabei.“ Auf diese Weise wurde die Tradition begründet, deren zehnjähriges Jubiläum wir im Jahre 2013 begangen haben. Der Grundgedanke bestand darin, angesichts der Abwanderung vieler Segler nach Mecklenburg und in die Mark Brandenburg dem Elbesegeln einen Impuls zu verleihen und den Zusammenhalt der an der Mittelelbe angesiedelten Vereine zu beleben. Das ist recht gut gelungen. Darüber hinaus hat die Fahrt eine solche Ausstrahlung ausgeübt, dass auch Segler mitgetan haben, die vorher die Elbe als Segelgewässer nicht kannten: aus dem Kyffhäuser, vom Arendsee, aus Burg und Brandenburg, vom Bergwitzsee und sogar aus Wien! Mittlerweile hat auch ein Seglerpaar von der „Konkurrenz“ aus Dresden teilgenommen und war begeistert. Die Drei-Städte-Fahrt hat eben ihr eigenes Flair entwickelt. Man segelt frei von den strengen Vorschriften einer Regatta in einem Verband aus unterschiedlichen Booten (Jollen, Jollenkreuzer, Kutter, Seekreuzer – sogar ein „Banana-Boot“ war schon dabei) die Elbe hinunter und kann sich an der herrlichen Natur erfreuen (wenn es nicht gerade in Böen mit 8 Bft. „kachelt“ – alles schon erlebt).
Natürlich gibt es auch Rivalitäten – besonders unter den Jollenseglern. Auf geeigneten Stromabschnitten gehen schon schnell einmal die Spinnaker hoch. Das aber wird nicht verbissen gehandhabt, sondern es entspricht dem allgemeinen Sprichwort: Dort, wo zwei Segelboote einander in Sicht haben, findet eine Regatta statt. Das Hochgefühl, dem anderen davonzusegeln, ist schließlich zu verlockend. Der wichtigste Aspekt liegt aber darin, dass hier Gleichgesinnte und Freunde gemeinsam auf der oft geschmähten Elbe ihren Sport ausleben und auf diese Weise ihre Verbundenheit pflegen. Es ist immer wieder erhebend, wenn man am Vorabend der Fahrt in Wittenberg eintrifft und alte Freunde herzlich (manchmal sogar ein wenig überschwänglich) begrüßen oder sich über ein neues Gesicht freuen kann.
Im Laufe der Jahre sind durch die Teilnahme an der Fahrt persönliche Freundschaften entstanden, die auch das Zusammengehörigkeitsgefühl der Vereine beflügeln. Ein wenig Stolz breitet sich unter den Seglern aus, wenn die Boote geschlossen eine Fährstelle passieren und auf der Fähre die Kameras klicken.
Zu einer Besonderheit hat sich auch die Zubringerfahrt zu Berg nach Wittenberg entwickelt. 2004 war nur ein einziges Boot unterwegs, mittlerweile sind es meist um die zehn. Selbst die Wiener Freunde sind bereits dort mit ihrem Boot dabei gewesen.
Abschließend noch einige wenige (aber wichtige) Dankesworte. Sie gelten den vielen Helfern und Betreuern, die sozusagen „hinter den Kulissen“ zum Gelingen der Fahrt beitragen.
Wittenberg: Abslippen der Boote, Zuweisung von Liegeplätzen, Transport des Jollengepäcks mit dem Auto zu den Zielorten. Den Frauen ein besonderer Dank: Die Wittenberger Bratkartoffeln sind zur Legende geworden.
Dessau: Liegeplätze und Ausrichtung eines zünftigen Hafenfestes. Auch die Betreuung am Sonntag durch Kaffee und Brötchen ist sehr wichtig, damit die Segler auf den 62 km bis Magdeburg nicht vor Entkräftung zusammenbrechen.
Magdeburg: Liegeplätze und ein eingespieltes Slipkommando. Wie könnte es anders sein: Den Frauen ein besonderer Dank! Sie empfangen die Segler mit Kaffee und selbst gebackenem Kuchen.
Ein Dankeschön von den Bergfahrern an den Köthener Segelclub und den benachbarten Kanu-Club. Der Vorsitzende des KSC lässt es sich nicht nehmen, die aus Magdeburg gegen Abend eintreffenden Bergfahrer persönlich zu begrüßen und ihnen Liegeplätze zuzuweisen. Wenn es einem von ihnen z. B. an Benzin mangelt, düst er mit seinem Auto zur nächsten Tankstelle, damit der Freund am anderen Tage wieder beweglich ist.
Dies alles zeigt, dass unsere Drei-Städte-Fahrt zum dominierenden seglerischen Ereignis auf der Mittelelbe geworden ist. Möge diese junge Tradition noch über viele Jahrzehnte gepflegt werden!